Zum Unternehmerdialog „Energie heute, morgen und übermorgen – Der Mittelstand macht sich auf den Weg“ trafen sich am 30. November rund 30 Unternehmerinnen und Unternehmer bei der DBL Textil-Service Mecklenburg GmbH in Parchim. Das Thema Energie bewegt die Unternehmerschaft aktuell wie kein anderes - auch im Hinblick auf klimaneutrales und nachhaltiges Wirtschaften wird es weiterhin von hoher Relevanz sein. So wurden beim Unternehmerdialog verschiedene Lösungsansätze für heute, morgen und übermorgen diskutiert. 

Leuchtturm aus der Unternehmenspraxis
Knut Wetzig als Geschäftsführer und Hausherr gab zunächst einen kurzen Einblick in sein Unternehmen. Mit der Gründung 1990 wuchs das Familienunternehmen von einem 2-Mann-Betrieb zum Marktführer mit 200 Beschäftigten im Bereich der Reinigung von Mietberufsbekleidung, den er in zweiter Generation übernahm. Über 2.500 Kunden national und europaweit betreut das Unternehmen mittlerweile. Innovation ist dabei ein wichtiger Wettbewerbsvorteil. So baute das Unternehmen vor zwei Jahren die erste dampflose Wäscherei in dieser Größenordnung in Deutschland, um Berufsbekleidung noch energieeffizienter zu reinigen. Seit diesem Jahr arbeitet das Unternehmen sogar CO2-neutral, nutzt zu 100% Ökostrom und konnte sich damit erfolgreich zum Thema Nachhaltigkeit zertifizieren. Das Unternehmen ist damit ein Leuchtturm in der Region, doch auch das ließ Knut Wetzig anklingen, die aktuelle Energiekrise geht nicht spurlos an seinem Unternehmen vorbei. 

Zwischen Energie- und Klimakrise
Welche Alternativen gibt es zur effizienten Energieversorgung? Welche Maßnahmen sollten Unternehmen mittel- und langfristig angehen und welche Fördermöglichkeiten gibt es? Was erwartet den Mittelstand bei dem geplanten Energieeffizienzgesetz? Dazu gaben die Energieberater Martin Ebert und Sven Janka von WertE Gesellschaft für Nachhaltigkeit mbH einen interessanten Überblick - nicht ohne den Hinweis, dass neben der Energiekrise auch die Klimakrise einen hohen Veränderungsdruck auf Gesellschaft und Wirtschaft ausübt und neuer Sichtweisen und Lösungen bedarf. Hier zu Präsentation.
Für 2023 sind außerdem neue Förderprogramme im Bereich Energie- und Ressourceneffizienz geplant, gab Energieberater Nico Skiba von Esycon GmbH in seinem Impuls den Anwesenden mit. Zertifizierte Energieberater:innen lotsen durch den Förderdschungel, so können einige Maßnahmen kombiniert werden wie bei der Bundesförderung für effiziente Gebäude (hier in der Übersicht). Einen allgemeinen Überblick zu Förderprogrammen erhalten Sie unter: www.energiewechsel.de sowie auf www.bafa.de unter dem Themenbereich Energie.

Forschungsansätze zur klimaneutralen Produktionsprozessen
Jan Tschirner, digital zugeschaltet vom Fraunhofer IGP aus Rostock, sprach aus Sicht der Forschung zu technologischen Ansätzen und Möglichkeiten für eine klimaneutrale Produktion und gab spannende Praxisbeispiele zu alternativen Fertigungsprozessen, die weniger Material verbrauchen als auch zu Möglichkeiten wie wasserstoffbetriebene Logistik oder alternatives Verpackungsmaterial.

Grünes Gewerbegebiet Parchim-West
Wie Stadt und Wirtschaft sich gemeinsam den Weg machen können, klimaneutral zu werden, dazu gab Dirk Kempke als Geschäftsführer der Stadtwerke Parchim interessante Einblicke. Ein Großteil der Energieerzeugung erfolgt im Gewerbepark Parchim-West bereits durch Kraft-Wärme-Koppelung und Photovoltaikanlagen, die Fernwärme basiert hingegen auf Biomethan und Holzhackschnitzeln. In Zukunft soll auch Geothermie genutzt werden, so liegt Parchim in einer geologisch günstigen Lage. Das belegen verschiedene Untersuchungen. Energie aus einer Tiefe von rund 2.000 Metern, die bis zu 90 Grad Celsius heiß ist, könne so zum Heizen genutzt werden, berichtete Dirk Kempke über das neue Projekt.

Energieversorgung weitergedacht
“Energiewandel im ländlichen Raum” war das Thema von Robert Clermont, Geschäftsführer der Gesellschaft für regionale Teilhabe und Klimaschutz mbh. Das Schweriner Unternehmen mit 11 Beschäftigten hat sich auf die Entwicklung und Umsetzung von ganzheitlichen Energie- und Klimaschutzkonzepten spezialisiert. Aktuell arbeiten Robert Clermont und sein Team am regionalen Referenzprojekt “Energiedorf Lübesse”. Durch einen Mix an erneuerbaren Energien in Kombination mit dem Power-to-Gas/Liquid Ansatz soll eine lokale Strom- und Wärmeversorgung für Gewerbe- und Wohngebiet sichergestellt als auch eLNG für den Schwerlastverkehr produziert werden. Hier zur Präsentation.

Fazit
Die ländliche Region in MV ist auf einem guten Weg und in manchen sogar Vorreiter in Sachen Energiewende – das zeigt das Beispiel Grünes Gewerbegebiet Parchim und die Planung rund um das Energiedorf Lübesse sehr deutlich. Doch auch das ist kein Geheimnis, teilweise erschweren bürokratische Genehmigungsprozesse als auch die Finanzierbarkeit, die Umstellung auf erneuerbare Energien und klimaneutralere Produktionsverfahren sowie die Umsetzung innovativer gemeinschaftliche Lösungsansätze. Daneben sind fehlende Fachkräfte und Know-how im Bereich Energie, Kreislaufwirtschaft, digitale und grüne Transformation weitere Herausforderungen, die es gemeinsam als Wirtschaft und Politik zu lösen gilt. 

Herzlichen Dank an alle Referenten und ihre interessanten Impulse - vor allem auch an Hausherrn Knut Wetzig für die Einladung vor Ort! 

Ein großer Dank geht ebenfalls an Kerstin Kopp und Arne Rakel von MVeffizient. Das Team von MVeffizient unterstützt Unternehmen in MV bei der Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen, der Nutzung erneuerbarer Energien, E-Mobilität und Wasserstoff. Gern berät Sie das Team zu weiterführenden Themen. Mehr Infos erhalten Sie unter: www.mv-effizient.de. Nächster Termin: 10. Januar 2023 | 17 - 18.30 Uhr "Welche Fördermöglichkeiten gibt es für Energieeinsparung und Klimaschutz in MV ab 2023? Mehr dazu im kostenfreien MVeffizient-Online-Stammtisch, Anmeldung hier.